Die Yamaha SR500 war durch und durch ein würdiger Nachfolger für die R26. Ähnlich zu fahren, aber zuverlässiger und stärker: offen 27PS, alle gleichzeitig! Mal eben nach Hammerfest (zu meinem 30.) oder nach Kirkenes – kein Problem. Hinten eine neue Pelle drauf, Gepäck aufladen, los! So muss ein Mopped laufen!
Die SR ist übrigens bisher das einzige Mopped, das ich neu gekauft habe. Bei einem Preis unter 8000 Ms musste ich mich auch nicht über Gebühr aus dem Fenster lehnen. Auf eine Probefahrt hatte ich verzichtet – es war eine Überzeugungstat. Witzig, wie bei der Fahrzeugübergabe der Yami-Mech an der rechten Armatur herumdrückte – bis ihm bewusst wurde, dass hier ausschließlich gekickt wird 🙂 Das Ankicken war übrigens nie ein Problem, nachdem ich den Bogen raus hatte (zu Anfang aber sehr wohl!). Einfaches Heruntertreten des Kickers entlockte dem Motor keinen Mucks, selbst, wenn die Nockenwellen-Position vorher per Schauglas eingestellt wurde. Die Geschichte von der schwitzend ausgezogenen Jacke und dem anschließend entdeckten Killschalter kenne ich übrigens auch aus eigener Erfahrung 😐
Ja, und den ersten Umfaller hatte ich mit der SR. In der Garage beim Aufbocken vom Hauptständer abgerutscht. Alles war regennass. Im Reflex lehnte ich micht zurück, um das zur falschen Seite kippende Eisen aufzuhalten – allerdings nur ein paar Zentimeter bis zur Wand. Mit unglaublichem Getöse gingen wir zu Boden. Ich stand dann auf der anderen Seite wieder auf.
Wie ein Helikopter bollerte die SR Schweden rauf, als an einem sonnigen Tag rechts eine Harley stand, mit winkendem Treiber daneben. Der Gute hatte keinen Sprit mehr. Bis zur nächsten Tankstelle wären es 10km, er bräuchte also einen Liter. Also wurde kurzerhand der Schlauch vom Benzinhahn abgezogen und eine rasch in die Harley geleerte Öldose untergehalten. Ich hatte etwas Sorge um den Schlauch, denn er wollte zunächst nicht abgehen. Ihn zu beschädigen hätte mich schließlich in eine prekäre Situation gebracht. Aber letztlich polterten beide Maschinen wieder los, gen Tanke.
Trotz aller Begeisterung zeichnete sich nach zwei Jahren ab, dass der Eintopf irgendwann schwierig sein würde. Nicht nur das ewige Kettefetten und -Spannen nervte, sondern die Laufleistung von 20Mm pro Jahr würde in der nächsten Saison deutlich überschritten werden. Wenn man eine Motorüberholung scheut, soll man sich beizeiten von seinem Einzylinder trennen, quasi wenn es am schönsten ist.
Inzwischen hat Yamaha die SR500 aus dem Programm genommen, ein Mopped, dass wohl jeder mal gefahren hat. Ein Mopped mit faszinierend schmaler Silhouette. Vielen Dank an die Macher des „Eintopf“-Magazins, das auch schon längst nicht mehr erscheint.
Hege und Pflege
Kaum mehr als Wartung, Tanken, Kette schmieren
Man beachte: Der Vorderreifen wurde auf 40Mm garnicht gewechselt. Wie das möglich war, ist mir ein Rätsel. Lag es an der Gabel, die beim ernst gemeinten Bremsen gleich auf Block ging, weshalb ich es meistens lieber nicht so ernst meinte?
Alle 6000km ist bei der SR500 ein Ölwechsel fällig, alle 12000km kommt auch die Zündkerze raus. Obacht beim Ölablassen: Der Strahl aus dem Öltank geht nach vorne raus!
Heute nicht mehr üblich: Beide Räder haben Trommelbremsen und Schlauchreifen.
Was alles so anlag
14.6.1994 | Neu aus dem Laden für 7600DM (Scholly’s in Kirchlinteln) |
6/1994 1000km |
Wartung: Motoröl 20W40, Ölfilter (203DM) |
7/1994 | In der Garage rutsche ich mit regennassem Stiefel vom Hauptständer – macht 22DM für einen neuen Bremshebel. Der Hebel des Hauptständers erhält mit der Feile Rillen. Außerdem werden Gepäckträger und Packtaschen angeschafft (271DM). |
8/1994 6Mm |
Wartung |
8/1994 12Mm |
Schon wieder Wartung |
15Mm | Der hintere Reifen ist fällig: Metzeler ME77 Um der Luftkühlung auf die Finger zu schauen, besorge ich ein Ölthermometer. Die Lampe des Drehzahlmessers muss ausgetauscht werden. |
3/1995 18Mm |
Wartung (jetzt für 252DM) |
6/1995 23Mm |
Nu‘ ist der Kettensatz hin, macht 316DM |
7/1995 24Mm |
Wartung und ein neuer Reifen hinten |
7/1995 | Ölwechsel in Schweden: Der Mech hat keine Zeit, schließlich komme ich ohne Termin herein geplatzt, lässt mich aber an seine Hebebühne – das finde ich gut! Das Ventilspiel korrigiere ich auf dem Campingplatz in Kiruna. Übrigens ein ätzender Campingplatz; jeden Morgen fährt da jemand mit einem brüllenden Quad kreuz und quer herum. Vielleicht leert er die Mülleimer. Nach Jahren war ich noch einmal dort – und wieder lärmte das Quad zur nachtschlafenden Zeit! |
8/1995 34Mm |
Wiedermal Wartung, ein neuer Reifen hinten (wieder ME77), und das Schwingenlager sind fällig. Außerdem gibt es jetzt endlich den legendären Scottoiler (für 199DM). Es ist genug gesprühfettet aus klebrigen Dosen. |
9/1995 | Für 89DM leiste ich mir einen K&N-Luftfilter mit TÜV (YA-1874). Der Motor läuft zunächst erbärmlich, sobald er warm ist. Eine größere 170er Hauptdüse muss also auch noch beschafft werden. |
39Mm | Noch mal neues Öl, diesmal, zum Winter, mit dünnerer Viskosität |
3/1996 40Mm |
Die treue Seele wird nach 40.000km verkauft, bleib aber in der Familie: Vater fährt wieder Mopped! In seiner Jugend fuhr er eine 250er AWO Sport. Viel hat sich also nicht geändert. |