Schnitt!
Aus zwei mach‘ eins!
Man nehme eine niedrige Straßenmaschine (NTV) und eine schwere, hochbeinige Reiseenduro (Varadero) – und mache daraus ein Big-Bike.
Eigentlich müssten zwei Maschinen mit V2-Motor eine VFR oder VMax ergeben, es ist aber ein Reihenmotor geworden. Übrigens mein erster Vierzylinder.
Ja, ich wollte nie eine Vierzylinder! Jetzt aber doch.
Das waren meine Anforderungen:
Deutlich bessere Handhabung beim Rangieren im Vergleich zur Varadero.
Ein einziges Mopped für alle Fahrten (das ständige Umgewöhnen nervt).
Und dies die der besten aller Sozias:
Keine runde Lampe („Das ist altbacken!“ – keine Bonneville also).
Mindestens so viel Dampf, wie die Varadero (das lässt man sich doch nicht zwei mal sagen 🙂
So ist sie nunmal
Die erste Feierabend-Runde bestätigt die Geschichten von mehr als 100Nm schon bei niedrigen Drehzahlen. Rechts zu drehen bedeutet vehementen Vorschub, unabhängig von der Getriebestufe. Feine Sache!
Und nicht nur das: Blümchenpflücken macht auch Spaß!
Das kann nicht jeder Reihen-Vierer. Weder fehlt es an Dampf aus dem Keller, noch brüllt die Maschine fortwährend nach mehr. Letzteres ist auch Klasse, aber nicht unbedingt auf Dauer.
Diese Eigenschaften einem guten Bekannten vorgetragen, vernahm ich: „Also etwas für den gesetzteren Herrn!“
Nun ja, es ist halt etwas Wahres dran…

Wohin führt die erste Tagestour? Zum Köterberg natürlich!
Da fallen die Feinheiten auf: Die Sitzbank ist gar nicht rutschig. Und die Kontrolle, ob das Licht eingeschaltet ist, entfällt. Es gibt nämlich keinen Schalter für das Abblendlicht. Auch der Choke ist Vergangenheit; Knöpfchen drücken und – Brummmmm.
Sonderbar: 5 Zentner schwer, aber leichtfüßig
Unangestrengter Schub, neutrales Lenkverhalten, straffes Fahrwerk ohne Hoppeln oder Schwanken
Ein leichtes Konstantfahrtruckeln soll jedoch nicht verschwiegen werden.
Auf der Rückfahrt will natürlich auch mal ordentlich am Hahn gedreht werden. Ganz kurz zumindest. Es ist keine große Sache, auf die Digitalanzeige eine 200 zu zaubern. Nur ziemlich windig wird es dann. Stets freie Wahl von Beschleunigung und Geschwindigkeit – so lässt es sich leben!
Zurück im trauten Heim – angenehm erschöpft und erfrischt – werden beim Bierchen weitere Annehmlichkeiten gelobt: Hauptständer, Warnblinker, sechster Gang
Nun nochmal die Frage: Sind Vierzylinder langweilig?
Nein, fette Vierzylinder können auf ihre Art ziemlich aufreged sein – amazing!
Die Bandit ist ein echtes Summ-Brumm. Kein Hacken auf der Kette, kein Getöse beim forschen Beschleunigen, und auch bei höherer Drehzahl kultiviert.
In der Ruhe liegt die Kraft, heißt es. Bitte sehr!
Was ein richtiges Männer-Mopped ist, hat allerdings auch einen kräftigen Schaltschlag. Der erste Gang wird nicht eingelegt, sondern eingebebt. Im Bandit-Forum heißt es dazu: „Wir schalten nicht laut, sondern deutlich!“
Ein spektakulär breites Hinterrad bringt übrigens auch ein spektakuläres Aufstellmoment beim Bremsen mit sich. Durchaus interessant, man möchte vorbereitet sein.
Die Sitzposition ist für den Fahrer bestens; ähnlich wie die der NTV, aber mit etwas weiterem Kniewinkel. Die Sozia vermisst den königlichen Kniewinkel der Varadero – ein Kompromiss.
Die Zeiten donnender Verwirbelungen am Helm sind vorbei, denn die Scheibe ist wesentlich kleiner als die der Varadero.
Das Handling bei Schrittgeschwindigkeit und beim Rangieren gleicht mehr dem der NTV – was für ein Unterschied zur Varadero! Hierbei geht halt nichts über einen tiefen Schwerpunkt.
Fahrwerks-Einstellung
Federvorspannung Vorderrad: 3 Ringe sichtbar (Standard)
Federvorspannung Hinterrad: Position 4 (Standard)
Dämpfung Hinterrad: 1 3/4 Umdrehungen ausgedreht (Standard wäre 1 1/4)
Hinweis: Laut Handbuch beginnt die Zählung bei aneinander liegenden Körnerpunkten